Historisch gesehen, ist der Handschuh viel mehr als
ein Fingerwärmer.
Er diente im Mittelalter dazu, Status und Herrschaft anzuzeigen.
Es war nur Adeligen und Geistlichen gestattet,
edle Handschuhe zu tragen.
Königinnen berührten einen Untertanen nie, ohne einen Handschuh zu tragen.
Da sie jeden Tag ein neues Paar trugen, verbrauchten sie Unmengen davon.
(aus Ihr Böhny Seit 1870)
Sorgfältig gehandhabte und gepflegte Handschuhe sind der sichtbare Ausdruck einer kultivierten Persönlichkeit.
Als Dame
darf man bei der Begrüssung einen hautengen Handschuh anbehalten, einen Sporthandschuh hingegen unbedingt ausziehen
und zwar gleichgültig, ob eine Frau, ein Mann, ein Vorgesetzter oder ein Untergebener, ein Aelterer oder Jüngerer begrüsst wird.
Der Herr
zieht bei einer Begrüssung auf der Strasse den Handschuh auf jeden Fall aus.
Sobald man ein Privathaus, Restaurant, Hotel oder Theater betritt,
streift man
– ob Dame oder Herr -
vor der Türe den rechten Handschuh ab.
Werden Erfrischungen angeboten, zieht man auch
den linken Handschuh aus.
Es gilt nicht als korrekt, mit der behandschuhten linken Hand
ein Glas oder eine Zigarette anzufassen.
Bei grossen gesellschaftlichen Anlässen darf die Damen den zum Kleid assortierten Handschuh nach der Begrüssung wieder anziehen,
dies, sofern sie weder isst, trinkt oder raucht.
Eine Ausnahme gilt bei hochoffiziellen Empfängen,
bei denen der Gastgeber, z.B. die Königin von England,
nicht Hunderte von unbehandschuhten Händen drücken will.
Ideal sind die heute seltenen, sehr langen Mousquetaire-Handschuhe,
bei denen man bei einer Begrüssung herausschlüpfen kann um den vorderen Teil im Aermel des Handschuhes zu verstecken.
Der offiziell getragene Gesellschaftshandschuh ist entweder aus feinstem Leder, Satin oder Stretch gearbeitet.
Armbänder, nicht aber Ringe, dürfen über dem Handschuh getragen werden.
Herren wählen bei offiziellen Anlässen zum Frack weisse Handschuhe aus feinstem Leder, zum Cutaway, Smoking oder dunkeln Anzug graue Wildlederhandschuhe.
Noch etwas: Handküsse haucht man nur auf unbehandschuhte Hände!
Im Tram, Bahn oder Flugzeug darf man wenn man dies aus hygienischen Gründen wünscht, die Handschuhe
- ausser beim Essen -
anbehalten.
Reicht der Herr einer aus dem Auto aussteigenden Dame die Hand,
dann die behandschuhte Rechte.
Golf- / Reit- oder sonstige Sport- Spezialhandschuhe braucht man bei einer Begrüssung nicht auszuziehen.
Einen Aufschwung erlebte der Handschuh in den 50er Jahren.
Eine Dame besass zu jedem Outfit die passende Fingerbekleidung.
Zu einem morgendlichen Einkauf gehörte graues Ziegenleder, beim Lunch im Anschluss trug sie Glacéhandschuhe.
Am Nachmittag schmückten braune Peccary- und abends lange schwarze Seidenhandschuhe die Finger.
Massanfertigung war selbstverständlich.
Wenn Sie in die Stadt gehen, gehören Hanschuhe ebenso
zu Ihrem Outfit wie ein Hut.
Handschuhe eignen sich perfekt als dezentes, farbiges Accessoires.
Schlichte Handschuhe in neutralen Farben wie schwarz, weiss, beige
oder braun lassen sich immer gut kombinieren.
Achten Sie darauf, dass Sie gut geschnitten sind, die Qualität muss erstklassig sein.
Tipp:
- Weisse Handschuhe aus Ziegenleder für Tagsüber.
- Kurze graue Satinhandschuhe für die Abendgarderobe.
- Lange Velours Handschuhe zum Abendkleid.
Glamouröse lange Handschuhe passen zu schulterfreien Abendkleidern.
Dabei haben sie nichts an assoziativer Strahlkraft eingebüsst.
Wer lange Handschuhe trägt, enthebt sich der Gesellschaft.
Lange Hand-schuhe
machen Frauen zu Prinzessinnen...
Etwas Effektvolleres kann man kaum anziehen.
-Handschuhe nicht in feuchtem Zustand lagern.
Es entstehen Stockflecken, d.h. graue Stellen, die sich nicht mehr entfernen lassen.
Nicht auf dem Heizkörper trocknen und vor dem völligen Trockensein gegeneinander reiben bis das Leder wieder weich und geschmeidig ist.
-Vor dem Versorgen stets wieder in Form ziehen – so erhalten Sie die gute Passform.
-Fettflecken mit einem trockenen Tuch oder einem Stück Leder in der gleichen Farbe vorsichtig reiben, bis sich das Fett auflöst.
-Nicht waschbare Leder können chemisch gereinigt werden – Achtung: Farbe kann ausbluten!
-Handschuhleder n i c h t einfetten.
Es entstehen sonst kaum mehr zu tilgende dunkle Stellen.
-Spray-Anwendung empfehlen wir nur sehr geübten Kunden und nur für feste, abgedeckte Leder (z.B. bei Sporthandschuhen). Feine Qualitäten wie Ziegen- oder Lammleder reagieren mit Ringen, Flecken und Tropfen.
-Defekte Stellen und abgenutzte Futter rechtzeitig in Ordnung bringen um das Leder zu schonen. Unser Reparatur-Service ist dafür da.
-Speckige Stellen bei Wildleder lassen sich mit Wildleder-Schwämmchen aufrauhen.
-Lippenstift und Kugelschreiber lassen sich leider nur schwer beseitigen. Manchmal hilft ein gewöhnlicher Radiergummi, den Fleck abzuschwächen.
Aufgepasst bei der Behandlung mit Reinbenzin
– kräftige Farben sind nicht immer farbecht und verblassen unschön.
Immer beachten: Nicht jedes Leder ist waschbar.
Immer sauber bleiben!
In seiner Kindheit lernte Ernst Woll mitunter auf unsanfte Weise, dass Ordentlichkeit und gutes Benehmen für Erwachsene höchste Wichtigkeit hatten.
Zum guten Benehmen gehörten nach Auffassung meiner Großmutter auch ordentliche Kleidung, sauberes Taschentuch, gerade Haltung und gepflegter Körper. Ich hasste es, wenn mir als Kind beim Gang zur Schule oder zu Veranstaltungen, die Worte nachgerufen wurden: "Hast du auch ein sauberes Taschentuch?" "Ja!", rief ich immer zurück. Auch, wenn es nicht stimmte.
Während meiner Kindheit war eine gründliche tägliche Körperpflege noch nicht in allen Familien üblich. Viele Eltern meiner Spielgefährten kümmerten sich nicht darum, und so konnten sich diese Kinder häufig vorm täglichen Waschen drücken. Bei uns war das anders. Ich entsinne mich, dass das Waschwasser nach meiner Abendtoilette meistens eine dunkle dreckige Brühe war. Ich höre meine Mutter noch sagen: "Dich muss doch der Dreck regelrecht anspringen, du siehst ja schwarz wie ein Neger aus!"
Nach unserer Einschulung 1938 wurde die gründliche Körperpflege dann von einer Kür zur Pflicht. Zu jeder ersten Schulstunde mussten wir uns in Reihe neben den Bänken aufstellen und der Lehrer kontrollierte unsere Sauberkeit. Bei schmutzigen Händen, Hals oder Ohren gab es Stockhiebe. Diese Prozedur erfolgte ungefähr bis zu einem Alter von elf Jahren. Wir Jungen wurden dann auch allmählich eitel, wir wollten den Mädchen gegenüber sauber sein.